Tiefe Fjorde, hohe Berge – Mit Schiff und Auto durch Fjordnorwegen
Geschrieben von Sabine Hoier, am 06.06.2019.
Fjordnorwegen befindet sich im Südwesten des Landes und erstreckt sich von Stavanger bis Trondheim. Eine in den Eiszeiten von Gletschern geformte überwältigende Naturlandschaft mit steilen Felswänden und Klippen, zwischen denen unzählige Wasserfälle in die Tiefe stürzen. Fjorde erstrecken sich von der Nordsee tief ins Gebirge hinein und schaffen so eine Küstenregion, die hunderte Kilometer weit bis ins Hochgebirge reicht. Nicht ohne Grund wurde die Fjordlandschaft von der UNESCO auf die Welterbe-Liste gesetzt.
Mittwoch
Unsere Reise begann am Mittwoch in der Früh am Flughafen Wien-Schwechat. Um 7.15 Uhr hoben wir planmäßig mit Austrian/SAS in Richtung Kopenhagen ab. Von dort ging es dann nach einem ca. 2-stündigen Aufenthalt um 11.30 Uhr weiteRr nach Bergen. Vorgesehen war, dass wir dort um 12.50 Uhr landen. Leider zog genau zu dieser Zeit eine Nebelbank über den Flughafen und machte die Landung unmöglich. Nach drei Landeversuchen mit gefolgtem neuerlichen Durchstarten hieß es dann plötzlich, wir fliegen nach Oslo! Natürlich waren wir erstmals geschockt und hatten Angst, nicht rechtzeitig nach Bergen zu kommen, da unser Hurtigruten-Schiff ja von dort am Abend auslaufen sollte. Zum Glück waren wir in Oslo schnell genug und konnten so gleich wieder auf den nächsten Flieger zurück nach Bergen umgebucht werden. Schließlich landeten wir dann mit drei Stunden Verspätung um 16.20 Uhr doch noch an unserem Zielflughafen.
Unseren über Rentalcars gebuchten Mietwagen von Europcar, einen Toyota Yaris, konnten wir dann gleich nach der Ankunft am Schalter in der Ankunftshalle übernehmen und Richtung Bergen starten.
Auf dem Weg in die Stadt machten wir noch einen kurzen Halt und besuchten die Stabkirche Fantoft. Die heutige Kirche ist ein Nachbau der ehemaligen Stabkirche von Fortun, die sich an einem Seitenarm des Sognefjords befand und nach ihrem Wiederaufbau am Stadtrand von Bergen 1992 leider einem Brandanschlag zum Opfer fiel.
Wir erreichten die Stabkirche leider erst 10 Minuten vor der Schließung um 18.00 Uhr und durften dann nicht mehr hinein. So konnten wir sie nur von außen besichtigen.
Anschließend fuhren wir in die Stadt hinein und zum Hurtigrutenterminal. Wir konnten bereits einchecken, unser Gepäck abgeben und das Auto parken. Danach machten wir uns zu Fuß auf, um die Stadt noch ein wenig zu erkunden. Leider hatten wir ja aufgrund der Flugverspätung nun nicht mehr ganz so viel Zeit.
Wir begannen unseren kleinen Stadtrundgang am Fischmarkt Torgen. Hier gab es allerlei maritime Köstlichkeiten, von unterschiedlichen Fischarten, über Muscheln bis Krabben wurde die gesamte Palette der norwegischen Fische und Meeresfrüchte in unglaublicher Vielfalt angeboten.
Unsere nächste Station war das hanseatische Stadtviertel Bryggen, das wir bei einem Spaziergang erkundeten. Bergens älteste Besiedlung entstand entlang des Hafenbeckens, welches dadurch seit Jahrhunderten das lebendige Zentrum der Stadt ist. Mit seinen 61 denkmalgeschützten Gebäuden, die teils noch aus Resten der alten Besiedlung stammen, gehört Bryggen heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Wir spazierten entlang der alten, teilweise windschiefen, bunten Holzhäuser und durch die engen Gassen zwischen den Gebäuden bis zur Marienkirche, die zu den ältesten noch existierenden Bauwerken der Stadt gehört. Die Kirche wurde Mitte des 12. Jahrhunderts erbaut und war ab Ende des Mittelalters die Kirche der deutschen Kaufleute in Bergen. Darin ist heute die prachtvollste mittelalterliche Kirchenkunst Norwegens zu finden.
Anschließend gingen wir weiter zur Festung Bergenhus mit dem Rosenkrantzturm und der Håkonshalle. Der älteste Teil des Turmes diente bis 1299 als Residenz für die Könige Magnus Håkonsson und Eirik Magnusson. Hier findet sich unter anderem ein Verlies aus dem 16. Jahrhundert. Die Håkonshalle stammt aus dem 13. Jahrhundert und war zu dieser Zeit das größte Gebäude des königlichen Palastes.
Wir machten uns dann wieder auf den Rückweg zum Schiffsterminal, um unser Auto zu verladen und die Kabine zu beziehen. Da wir nur für eine Nacht am Schiff blieben, hatten wir nur eine Innenkabine gebucht, die sich als sehr klein und kuschelig erwies.
Um 22.30 Uhr legte unser Schiff „Trollfjord“ dann schließlich ab und wir machten uns mit der berühmten Hurtigrute auf den Weg nach Ålesund.
Hurtigruten ist die traditionelle norwegische Postschifflinie, die seit 1893 in sechseinhalb Tagen die Orte zwischen Bergen und Kirkenes an der über 2700 Kilometer langen norwegischen Westküste verbindet. Heute ist die Linie neben ihrer eigentlichen Funktion als Transportmittel, eine sehr bekannte Touristenattraktion.
Wir ließen den Tag gemütlich auf den Außen- und Innendecks unseres Schiffs ausklingen, was dank des sehr langen Tageslichts (Sonnenuntergang um ca. 22.30-23.00 Uhr) möglich war.
Donnerstag
Mehr oder weniger ausgeschlafen (es ruckelte und schaukelte doch ein wenig am Schiff) machten wir uns am nächsten Morgen auf zum Frühstücksbuffet. Es gab hier alles was das Herz begehrt, von Müsli über Brot, Wurst, Käse, norwegischem Räucherlachs und diversen Eiern bis hin zu Obst und Süßem.
Da die Sonne herausgekommen war, verbrachten wir den Vormittag dann hauptsächlich am Außendeck und bewunderten die tolle Landschaft mit kleinen Inseln, der Küste und dem Meer.
Pünktlich um 12.00 Uhr legten wir dann in Ålesund direkt im Zentrum der Stadt an und verließen auch schon wieder das Schiff. Auch hier klappte die Entladung des Autos schnell und problemlos und wir konnten gleich unseren Spaziergang durch das Stadtzentrum beginnen.
Die Stadt Ålesund, die mit ihren 45.000 Einwohnern die größte Stadt der Region Sunnmøre ist, ist vor allem für ihre im Jugendstil errichtete Innenstadt bekannt. Wir spazierten den Hafen entlang, besuchten die Meeresbucht Brosundet, um die die Stadt erbaut ist, und anschließend auch die Ålesund-Kirche, die etwas abseits vom Stadtkern liegt.
Danach starteten wir mit unserer eigentlichen Autotour und machten uns auf den Weg in Richtung der spektakulären Gebirgsstraße Trollstigen, die sich über 11 Haarnadelkurven an steilen Felswänden mit bis zu 9% Gefälle hinauf schlängelt. Der Trollstigen gehört zu den Norwegischen Landschaftsrouten und bietet eindrucksvolle Ausblicke auf Berghänge, Wasserfälle und Fjorde. Acht Jahre Bauzeit waren nötig, um die Straße in den Fels zu schlagen. Seit der Eröffnung im Jahr 1936 gehört er nun aber zu den schönsten und bekanntesten Straßen Norwegens.
Wir hatten besonderes Glück hier, denn die Straße ist in den Wintermonaten gesperrt und wurde erst wenige Tage zuvor wieder geöffnet.
Von Ålesund fuhren wir für ca. 1,5 Stunden in Richtung Åndalsnes und bogen dort dann auf die Fv63 und die so genannte „Adlerstraße“ zum Trollstigen ab. Schon am Fuße des Berges waren wir von der Straße und dem riesigen herabstürzenden Wasserfall beeindruckt. Diese Begeisterung steigerte sich nur noch, als wir an der Brücke hielten, die über den Stigfossen-Wasserfall führt, der hier 320 Meter über die Felsen rauscht. Wir standen direkt unter den 40 Metern freier Fall und wurden ganz schön nassgespritzt, als wir uns aus dem Wagen trauten.
Die restlichen Kehren führten uns dann den Berghang hinauf bis zum Trollstigen Kafé auf 620 Meter über dem Meer. Hier oben gibt es ein Restaurant mit wundervollem Ausblick auf die umliegenden Bergmassive und eine Aussichtsplattform mit Blick auf die 11 Haarnadelkurven und den Wasserfall.
Wir hatten auch hier wieder großes Glück mit dem Wetter und konnten sie Aussicht bei Sonnenschein genießen. Anschließend fuhren wir die Fv63 auf der anderen Seite des Berges in Richtung Geiranger wieder hinunter. Dabei machten wir noch einen Stopp am Aussichtspunkt Gudbrandsjuvet, von wo man einen tollen Blick in die Schlucht und auf den Fluss Valldøla hatte. Anschließend folgte eine kurze Fährüberfahrt von Linge nach Eidsdal, bevor es den nächsten Berg wieder hinaufging. Auf der anderen Seite erwartete uns dann der Aussichtspunkt Ørnesvingen, der am steilsten Stück der Adlerstraße („Ørnevegen“) gelegen ist. Hier hat man die Gelegenheit einen atemberaubenden Ausblick auf den Geirangerfjord, Geiranger und den Wasserfall Sieben Schwestern („Dei sju systrene“) zu genießen. Und sollte einem, wie Sandro, zu heiß werden, gibt es hier direkt an der Straße einen Wasserfall zur Abkühlung.
Wir setzten unseren Weg dann nach Geiranger fort, wo sich auch unsere Unterkunft für diese Nacht befand.
Zuvor fuhren wir aber noch zum nur wenige Minuten von der Unterkunft entfernten Aussichtspunkt Flydalsjuvet. Dieser befindet sich direkt oberhalb der Ortschaft Geiranger und bietet einen imposanten Ausblick auf Geiranger und den Geirangerfjord. Von hier kann man auch sehr gut die großen Kreuzfahrtschiffe, die in den Fjord kommen und dann vor dem Ort wenden, beobachten.
Wir genossen zuerst den Ausblick von den zwei miteinander verbundenen Aussichtsplattformen, wollten uns dann aber noch auf die Suche nach dem berühmten vorstehenden Felsen machen, der so oft als Fotomotiv dient. Leider konnten wir diesen zuerst nirgendwo finden und mussten dann ein YouTube-Video zu Hilfe nehmen. Direkt unter den Toiletten der Aussichtsplattform führte ein kleiner Pfad ein Stück hinunter, und siehe da, von dort konnten wir den Felsen sehen. Das „Problem“ war einfach nur die Perspektive, denn wenn man selbst auf den Felsen steht, ist er keinesfalls nach vorne hin spitz zulaufen, sondern eher ein kleines Feldplateau. Nur durch die etwas weiter unten gelegene Position des Fotografen, sieht der Felsen dann spitz aus.
Nachdem wir ein paar Fotos gemacht hatten, fuhren wir zu unserer Unterkunft, der Lunheim Accommodation (https://www.booking.com/hotel/no/lunheim-accomodation.de.html), die sich nur zwei Kehren unterhalb des Aussichtspunktes, direkt am Hang ober Geiranger befand. Wir wurden gleich vom Besitzer Ian begrüßt und durch das Haus geführt. In der einen Hälfte des Hauses wohnt er selbst und in der anderen gibt es vier sehr nett eingerichtete Zimmer und eine gut ausgestattete Gemeinschaftsküche, die alle benutzen können.
Wir bezogen unser Zimmer, das sogar ein Dachfenster mit Blick auf den Geirangerfjord hatte und machten uns anschließend nochmals auf den Weg in die Ortschaft, um zu Abend zu essen.
Da es danach, um ca. 21 Uhr, immer noch hell und sonnig war, beschlossen wir noch zum Geiranger Skywalk am Dalsnibba Aussichtspunkt zu fahren. Um dorthin zu gelangen, mussten wir wieder einmal eine kurvige Bergstraße, die Fv63, hinauf. Man gelangt zuerst zur Djupvass-Hütte auf 1036 Meter, die aber noch geschlossen war, denn auch diese Straße hatte erst ein paar Tage zuvor geöffnet, und fährt dann anschließend auf einer Mautstraße (150 NOK pro Auto) weiter bis zum Aussichtspunkt auf fast 1500 Metern. Von hier hatten wir einen unglaublichen Ausblick über die Berge, die noch schneebedeckt waren, und die Fjorde unten im Tal. Und selbst als wir oben ankamen, um ca. 22.00 Uhr, schien immer noch die Sonne. Ein wundervoller Ausklang unseres zweiten Tages hier in Südnorwegen.
Freitag
Den nächsten Tag begannen wir mit einem gemütlichen Frühstück in der Gemeinschaftsküche mit Blick auf den Geirangerfjord. Anschließend mussten wir uns auch schon wieder von Ian verabschieden und uns auf den Weg hinunter in die Ortschaft machen, um unsere Fähre von Geiranger nach Hellesylt, welche um 9.30 Uhr ablegte, zu erreichen.
Wir parkten unser Auto im Schiff und machten es uns dann am Außendeck gemütlich.
Die Fährüberfahrt auf dem wohl berühmtesten Fjord der Welt dauerte etwas mehr als eine Stunde (295 NOK pro Person und 610 NOK pro Auto inkl. Fahrer). Wir hatten die Überfahrt schon vorreserviert, da die Fähre nur 3-4 Mal täglich in der Vorsaison fährt und wir es nicht riskieren wollten, dann keinen Platz mehr zu bekommen.
Mit leichten Windungen schneidet sich der Geirangerfjord 20 Kilometer weit in die Gebirgslandschaft der Sunnmøre-Alpen. Beidseits ragen Felswände mehrere Hundert Meter in den Himmel. Zahlreiche Wasserfälle wie die Sieben Schwestern, Der Freier oder der Brautschleier stürzen fast senkrecht hinab in den Fjord. All dies konnten wir wunderbar vom Deck des Schiffes bewundern und genießen.
Wir setzten unsere Fahrt dann für etwa eine Stunde in Richtung Loen fort. Das Wetter war leider nicht mehr ganz so sonnig, aber es regnete wenigstens nicht.
In Loen angekommen kauften wir uns Fahrkarten für den Loen Skylift (520 NOK pro Person für die Berg- und Talfahrt). Die Gondel führt hier direkt vom Fjord bis zum Gipfel des Hoven auf 1011 Meter. Die Bahn wurde erst 2017 eröffnet und bietet schon bei der Fahrt einen gewaltigen Ausblick auf die Fjordlandschaft.
Als wir oben ankamen hing noch Nebel über dem Fjord und wir hatten keine gute Aussicht, deshalb beschlossen wir als erstes eine kleine Wanderung zu machen. Es waren mehrere Routen beschildert, aber leider lag noch einiges an Schnee und die Wege waren nicht wirklich begehbar. Nichtsdestotrotz machten wir die kurze Rundwanderung mit ca. 2,2 Kilometern und kämpften uns durch die Schneefelder.
Als wir dann zum Restaurant bzw. der Bergstation zurückkamen, war die Nebelbank aufgerissen und es bot sich uns ein atemberaubender Ausblick auf den Innvikfjord, den Lovatnet See, auf den Nationalpark Jostedalsbreen mit den Gletschern und auf die Ortschaften Loen und Olden.
Ganz besonders toll fanden wir es, dass die Brüstung komplett aus Glas war und auch noch nach außen gewölbt. Man konnte sich also nach vorne an das Geländer legen und den traumhaften Ausblick genießen.
Nach der nicht weniger spektakulären Talfahrt mit dem Loen Skylift setzen wir unsere Fahrt in Richtung Kaupanger, wo wir das nächste Hotel gebucht hatten, fort.
Wir fuhren über die Fv5 in Richtung Fjærland, als wir zufällig nach einem Tunnel den Bøyabreen, eine Gletscherzunge des Jostedalbreens, die fast bis hinunter ins Tal reicht, auf der linken Seite, gleich neben der Straße sahen. Der tiefste Punkt des Bøyabreen liegt hier nur 150 Meter über dem Meeresspiegel am Ufer eines kleinen Sees.
Wir sahen, dass auch gleich eine Abzweigung zu einem kleinen Rastplatz angeschrieben war und entschieden uns für einen kurzen Stopp. Vom Rastplatz konnte man in nur wenigen Minuten bis zum See und somit direkt an die Gletscherzunge herangehen.
Anschließend setzen wir unsere Fahrt über Sogndal, wo wir zu Abend aßen, nach Kaupanger, das direkt am berühmten Sognefjord gelegen ist, fort.
Der Sognefjord ist das Herzstück der Region Fjordnorwegen. Mit 1308 Metern ist er der mit Abstand tiefste und mit seinen 204 Kilometern auch der längste Fjord. Er wird nur noch vom Admiralthy Inlet Fjord im Nordosten Kanadas übertroffen. Der Sognefjord wird von bis zu 1524 Meter hohen Bergen eingefasst und ist weit verzweigt. Seine Nebenarme Fjærlandsfjord, Lustrafjord, Ardalsfjord und Aurlandsfjord reichen weit ins Binnenland hinein.
In Kaupanger angekommen, bezogen wir im Vesterland Feriepark (https://www.booking.com/hotel/no/vesterland-feriepark.de.html) unsere Unterkunft. Wir hatten eine kleine, typisch norwegische Holzhütte in der Anlage gebucht. Sie verfügte über ein kleines Wohnzimmer, ein Schlafzimmer, eine kleine Küche, ein Badezimmer, eine kleine Terrasse und war bestens und ausreichend ausgestattet.
Nur wenige Minuten von der Anlage entfernt gab es auch gleich einen Supermarkt und eine Tankstelle, die wir nach dem Check-In noch besuchten. Nach nur wenigen Kilometern erreichte man auch den sehr kleinen Ort Kaupanger, wo sich die Kaupanger Stabkirche befand. Sie ist die größte Stabkirche der Region, dessen Kirchenraum auf 22 Stäben, also Pfählen, ruht. Dies ist die höchste Zahl an Pfählen, die in einer Stabkirche festgestellt wurden.
Leider war die Kirche schon geschlossen und wir konnten sie nur von außen besichtigen.
Anschließend machten wir uns wieder auf den Rückweg zu unserem Häuschen und ließen den Abend auf unserer kleinen Terrasse ausklingen.
Samstag
Nach einem gemütlichen Frühstück in unserem Häuschen, machten wir uns auf den Weg nach Kaupanger, um dort die Fähre Mannheller-Fodnes über den Sognefjord zu nehmen.
Es war hier ganz schön seltsam, als wir direkt aus dem Tunnel herausfuhren und schon in der Spur standen, um gleich auf die Fähre zu fahren. Diese legte auch wenige Minuten nachdem wir an Bord waren, zur ca. 10-minütigen Überfahrt ab.
Wir setzten unsere Fahrt dann in Richtung Lærdal und in weiterer Folge nach Borgund, zur Stabkirche von Borgund, fort. Die Stabkirche ist eines der wenigen Sakralgebäude aus dem frühen Mittelalter, das noch erhalten ist. Von den ursprünglich mehr als 700 Stabkirchen sind heute leider nur noch 28 erhalten. Die Stabkirche von Borgund wurde um das Jahr 1180 erbaut und ist dem Apostel Andreas geweiht. Sie ist heute noch sehr gut erhalten und eine der bemerkenswertesten der norwegischen Stabkirchen. Bis 1868 wurde die Kirche noch als Gotteshaus genutzt, bis sie dann von einem in unmittelbarer Nähe errichteten Neubau ersetzt wurde.
Heute gibt es neben der Stabkirche ein neu errichtetes Besucherzentrum, welches über die Stabkirchen in Norwegen allgemein informiert und auch über ein kleines Museum verfügt.
Wir besuchten zuerst das Besucherzentrum und das Museum und anschließend die danebenliegende Stabkirche, welche wirklich sehr eindrucksvoll ist.
Nach unserem Besuch fuhren wir wieder zurück zur kleinen Stadt Lærdal, um uns dort bei einem Spaziergang durch den Ortskern die Altstadt anzusehen. Die Gamle Lærdalsøyri besteht aus 160 wunderschönen, unter Denkmalschutz stehenden Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Der Ortskern ist ein lebendes Beispiel für die zu dieser Zeit übliche Bauweise norwegischer Dörfer.
Anschließend machten wir uns auf den Weg nach Aurland und durchfuhren dabei den Lærdalstunnel. Dieser ist mit seinen 24,5 Kilometern der längste Straßentunnel der Welt und verbindet die Ortschaften Lærdal und Aurland miteinander. Aufgrund seiner Länge verfügt der Tunnel sogar über drei Rastbuchten, mit spezieller, gletscherblauer, Beleuchtung.
Es war schon etwas seltsam fast eine halbe Stunde lang durchgehend durch einen Tunnel zu fahren.
Auf der anderen Seite angekommen, folgten wir der Passstraße Snøvegen wieder ein Stück zurück Richtung Lærdal und zum Aussichtspunkt Stegastein. Die Straße Snøvegen verbindet ebenfalls die Orte Lærdal und Aurland miteinander, jedoch über das Aurlandsfjellet, weshalb sie auch im Winter geschlossen ist.
Die Aussichtsplattform Stegastein ragt auf 650 Metern etwa 30 Meter über die Bergkante hinaus und bietet einen atemberaubenden Ausblick auf den Aurlandsfjord.
Während unserer Fahrt hinauf regnete es noch leicht und es hingen einige Wolken über dem Fjord. Aber auch hier hatten wir wieder Glück, denn als wir oben ankamen, hörte es auf zu regnen, es kam sogar etwas die Sonne heraus und wir hatten einen traumhaften Panoramablick auf den Fjord und die umliegenden Berge.
Wir setzten anschließend unsere Fahrt in Richtung Flåm fort. Leider stellte sich heraus, dass der Ort nur als Umschlagplatz für die Leute dient, die von den Kreuzfahrtschiffen kommen und in die Flåmbahn umsteigen. Mehr als ein paar Restaurants, einen Supermarkt und unzählige Souvenirshops gibt es leider nicht. Aus diesem Grund setzten wir unsere Fahrt nach einem kurzen Stopp auch gleich wieder fort.
Für diejenigen die an einer Fahrt mit der Flåmbahn interessiert sind, folgend noch eine kurze Erklärung dazu:
„Die Flåmbahn wurde als eine der schönsten Zugstrecken auf der Welt bezeichnet und ist eine der führenden touristischen Attraktionen in Norwegen.
Der Zug fährt vom Ende des Aurlandsfjords, einem Seitenarm des Sognefjords, hinauf ins Hochgebirge zur Bahnstation Myrdal. Die Fahrt zeigt die schönsten Seiten der atemberaubenden Landschaft Westnorwegens.
Im Laufe einer Stunde bringt Sie der Zug von Meeresebene am Sognefjord in Flåm zur Bergstation Myrdal, die auf 867 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Myrdal ist auch eine Haltestelle der Bergenbahn, sodass die Flåmbahn Anschluss an Züge hat, die zwischen Bergen und Oslo verkehren.
Die Flåmbahn ist eine der steilsten Bahnstrecken auf Normalspur weltweit, die auf 80 % der Reise mit einer Steigung von 5,5 % verläuft. Der Zug durchquert eine eindrucksvolle Landschaftskulisse, am Rallarweg, fährt an schwindelerregenden Bergflanken und schäumenden Wasserfällen vorbei, durch 20 Tunnel hindurch und bietet so viele Aussichtspunkte, dass es vielen Menschen nicht reicht, nur einmal hoch und herunter zu fahren.
Die Zeitschrift National Geographic Traveler nennt die Flåmbahn eine der Top 10 Bahnreisen in Europa, während Lonely Planet Traveller 2014 noch weiter ging, und sie zur schönste Bahnreise der Welt erklärte.“ (Quelle: https://de.fjordnorway.com/aktivitaten/die-flambahn-p849543)
Wir fuhren dann in Richtung Voss weiter und besuchten am Weg dorthin noch den Wasserfall Tvindefossen. Der Wasserfall liegt ca. 12 Kilometer vor Voss und befindet sich direkt neben der Straße E16. Es gibt einen kleinen Rastplatz mit einem Kiosk an dem man parken und dann die ca. 100 Meter zu Fuß zum Wasserfall gehen kann.
Der Tvindefossen ist sehr breit und weit verzweigt, was ihn noch spektakulärer macht.
Unser nächster und vorletzter Zwischenstopp an diesem Tag war Voss. Leider wurden wir auch von dieser Stadt ein wenig enttäuscht, da auch hier nichts los war. So fuhren wir nach einem schnellen Abendessen im Inside Voss Rock Café, welches sehr gute Burger anbot (http://www.insidevoss.no/) weiter in Richtung Eidfjord.
Auf dem Weg dorthin kamen wir noch am Wasserfall Skjervsfossen vorbei, der an der alten Hauptstraße Rv13, und somit nur einen kleinen Abstecher entfernt, lag. Der Skjervsfossen besteht aus zwei Wasserfällen direkt nebeneinander, was ihn zu einem sehr eindrucksvollen und großen Wasserfall macht.
Oberhalb des Skjervsfossen gab es wieder einen Rastplatz, wo wir unser Auto gut parken konnten. Von dort führte ein Weg entlang des Wasserfalls hinab bis an den Fuß.
Wir setzten dann unseren Weg schließlich in Richtung unserer Unterkunft für diese Nacht in Eidfjord fort. Dafür mussten wir auch die 2013 neu errichtete Hardangerbrücke („Hardangerbrua“) überqueren.
Die Brücke hat eine Gesamtlänge von 1.380 Meter und eine lichte Höhe von 55 Meter. Wegen der großen Wassertiefe des Hardangerfjords (nahe der Brücke bis 500 m) müssen die 202,5 m hohen Pylonen an Land stehen, damit hat die Brücke eine Spannweite von 1.310 Meter und war bei ihrer Eröffnung die längste Brücke Norwegens und weltweit auf Platz 10 (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hardangerbrua).
Wie wir dann am nächsten Tag sehen sollten, würden wir noch ein zweites Mal die Brücke überqueren müssen.
Nach ca. 20 Minuten weiterer Fahrtzeit erreichten wir den Ort Eidfjord, der direkt am Hardangerfjord gelegen ist. Hier hatten wir uns über Airbnb ein sehr schönes Appartement gebucht. Es lag ein paar Minuten außerhalb des Ortes und war wirklich traumhaft schön und mit allem Notwendigen ausgestattet.
Sonntag
Nachdem wir am nächsten Morgen gemütlich gefrühstückt hatten, fuhren wir ca. 20 Kilometer die Rv7 am Eidfjordvatnet-See entlang in Richtung des Vøringsfossen-Wasserfalls. Der Vøringsfossen ist Norwegens wohl bekanntester Wasserfall. Hier stürzen gigantische Wassermassen 182 Meter vom Hardangervidda-Plateau hinab ins Tal.
Wir folgten der sich immer weiter hinaufwindenden Straße durch eine Vielzahl an Tunneln. Zwischen dem 2. und 3. Tunnel zweigte ein Wanderweg zum Fuß des Wasserfalls, den man über eine Hängebrücke erreicht, ab. Da wir aber unseren Rückflug am Nachmittag keinesfalls verpassen wollten, waren uns die angegebenen 1,5 Stunden für die Wanderung zu lange.
Schließlich erreichten wir einen Rastplatz, von dem aus man nach nur wenigen Gehminuten in die Schlucht, in die der Vøringsfossen hinunterstürzt, sehen konnte.
Anschließend fuhren wir noch zwei weitere Serpentinenkurven hinauf zum Fossli Hotel, das fast direkt an den Klippenrand gebaut wurde.
Hier gab es auch eine Aussichtsplattform, von der aus man einen unglaublich tollen Ausblick hinunter auf den Wasserfall hat.
Wir fuhren anschließend wieder zurück nach Eidfjord, über die Hardangerbrücke und zurück zum Hardangerfjord. Der Hardangerfjord zählt zu den bekanntesten Fjorden Norwegens. Er reicht 172 Kilometer weit ins Landesinnere und an seinen Ufern wechseln sich Wasserfälle, Gletscher, Wiesen und Obstgärten ab.
Wir zweigten in Granvin auf die Rv7 ab, die zu den schönsten Landschaftsrouten Norwegens zählt. Auf dem Rastplatz Steinstøberget, auf dem man einen sehr schönen Ausblick auf den Fjord hat, machten wir einen kurzen Halt.
Unseren letzten Stopp machten wir beim Wasserfall Steinsdalsfossen. Er ist einer der am meisten besuchten Wasserfälle mit einer Fallhöhe von 50 Metern. Die Besonderheit ist, dass man auf der Rückseite des Wasserfalls entlanggehen kann, ohne nass zu werden. Das haben wir natürlich gleich ausprobiert.
Anschließend mussten wir auch schon wieder zurück nach Bergen fahren, was in etwas noch 1,15 Stunden dauerte, denn unser Flug zurück nach Wien über Kopenhagen ging um 16.00 Uhr. Wie parkten unseren Mietwagen wieder im Parkhaus am Flughafen und gaben ganz unproblematisch unseren Schlüssel am Mietwagen-Schalter von Europcar ab. Der Rückflug verlief im Gegensatz zum Hinflug ganz ohne Probleme und so kamen wir um 21.50 Uhr wieder in Wien an.
Für unseren Geschmack ging diese Reise viel zu schnell vorbei, denn es war eine wirklich traumhafte und unglaublich tolle Zeit, die wir sicher nicht so schnell vergessen werden. Für uns zählt diese Reise definitiv zu den besten die wir gemeinsam gemacht haben!
Wir können jedem nur empfehlen ebenfalls nach Norwegen zu fahren und das Land selbst zu erkunden. Wir werden ganz sicher wieder kommen, um auch noch andere Regionen zu besuchen.
Hallo Ihr lieben
Vielen Dank für den tollen Bericht!
Ich werde im April eine Rundreise in Norwegen machen (ALLEINE :S) und Eure Infos helfen mir sehr eine schöne Reise zu planen 🙂 Ihr erwähnt oft die Fähren, müssen die vorher gebucht werden oder fahren die Regelmässig? Oder kommt man auch so (zb. durch ein Tunnel oder über die Brücke) auf die andere Seite? Und wie ist das mit den gesperrten Strassen? Wann wart Ihr denn dort, dass die wieder freigegeben wurden? Ich mache mir ein bisschen sorgen, ob ich das alles alleine bewältigen kann 🙂
Lg, Hande
Hallo Hande,
vielen Dank für dein nettes Kommentar! Es freut uns sehr, dass unser Bericht hilfreich für deine Reiseplanung ist.
Zu deinen Fragen:
– Also die Fähren haben wir nicht reserviert, da sie sehr regelmäßig, sprich alle 10-20 Minuten fahren. Ich habe mir das App Fjord1 vor unserer Reise heruntergeladen gehabt. Hier kann man alle Fährverbindungen inkl. der Zeiten sehen.
Die einzige Fähre, die wir vorgebucht hatten, war die über den Geirangerfjord von Geiranger nach Hellesylt (https://de.fjordnorway.com/aktivitaten/fahren-cruise-geiranger-hellesylt-p1832393). Diese Fähre geht pro Tag nur wenige Male (vor allem in der Vorsaison) und da es eine sehr beliebte Strecke ist, kann sie sonst auch voll sein. Dies war auch die einige Fähre, die teurer war, die anderen kurzen Fähren, haben nur wenige Euro gekostet.
– Die Fähren musst du eigentlich nehmen, da die Straßen oft einfach enden, und dann erst auf der anderen Seite des Fjords weitergehen. Ansonsten kann es sein, dass du Umwege mit mehreren hundert Kilometern fahren musst.
– Bezüglich der gesperrten Straßen, haben wir uns auf folgender Seite erkundigt: https://www.vegvesen.no/trafikkbeta
Die Seite ist zwar nur auf norwegisch, aber trotzdem leicht zu verstehen. Hier kannst du sehen, ob die Straße schon geöffnet sind oder noch geschlossen.
Wir waren Ende Mai dort und die Trollstigen hatten erst wenige Tage bevor wir dort warten geöffnet.
Den Aussichtspunkt Stegastein erreicht man aber auch im Winter von Flam bzw. Aurlandsvangen aus. Die Straße ist nur in weiterer Folge Richtung Laerdal im Winter gesperrt. Hier kommt man aber ohne Probleme von Flam durch den Laerdaltunnel bis nach Laerdal, dem übrigens längsten Straßentunnel – hier fährt man ca. 25min nur durch den Tunnel).
Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen und wir wünschen dir natürlich jetzt schon eine wirklich tolle Reise!
LG Sabine
Liebe Sabine
Wow, danke für die super schnelle Antwort! Das hilft mir sehr. Ich fliege Anfang April, da werden wohl einige Strassen gesperrt sein 😀 Mal schauen was auf mich zukommt.
Vielen lieben Dank für deine Unterstützung 🙂
LG Hande
Hallo Sabine,
zunächst erst einmal vielen Dank für Deinen informativen und kurzweiligen Bericht. Auch Deine vielen tollen Fotos, lassen mich als (nebenberuflicher) Fotograf auf die eine oder andere gelungene Landschaftsaufnahme hoffen! 😉
Ich habe Deinen Beitrag gleich mal mit einem Lesezeichen versehen, weil ich bis zu unserem Trip zu den „Nordics“ in diesem Jahr bestimmt noch öfters vorbeischaue, um noch einmal Details nachzulesen.
Wenn Du diesen Bericht im Juni 2019 geschrieben hast, dann werdet ihr ein bisschen früher im Jahr in Norwegen unterwegs gewesen sein, als wir das beabsichtigen. April / Mai? Wir werden Mitte Juni von Schweden kommend mit dem eigenen Auto (VW Bulli) über die Grenze nach Oslo fahren, um dann zunächst Richtung Norden über Trondheim zu den Lofoten fahren. Von dort geht es dann langsam und mit viel Zeit zurück Richtung Süden zu den von Euch beschriebenen Orten.
Gesperrte Straße erwarte ich jetzt nicht, aber dafür wird es in den Sommermonaten wahrscheinlich erheblich voller – insbesondere an den Hotspots!
Vielen Dank noch einmal und viele Grüße aus Münster (Westfalen)
Stephan
PS: Vorbereitung ist alles. Ich habe mal die für mich interessantesten 20 Fotospots an der norwegischen Küste recherchiert und hier zusammengefasst: https://suncase.com/fotospots-entlang-der-norwegischen-kueste … das Landesinnere folgt! 🙂
Hallo Stephan,
vielen lieben Dank für deinen netten und ausführlichen Kommentar.
Mein Freund und ich waren Ende Mai in Fjordnorwegen unterwegs.
Ich hoffe deine Reise kann nun heuer trotzdem noch stattfinden!
Und sollte es noch klappen, ist ja vielleicht dann trotzdem heuer nicht so viel los, wie sonst. =)
Ich wünsche dir jedenfalls noch alles Gute und liebe Grüße aus Wien =)
Wow… scheint ein super Urlaub gewesen zu sein! Wunderschöne Fotos und toll erzählt, da bekommt man Lust auf mehr! 🙂 LG Biene